Gedicht von Ahmad Ramy (Prinz der Dichter)
Übersetzt aus dem Arabischen ins Deutsche und Englische von Mohamed-Ali Ibrahim (Arabischer Text in PDF nebenan)
Vögel der Hoffnung
In der Dunkelheit der Nacht schrieen die Vögel der Hoffnung
weinend um das dahinschwindende Glück
Mit verwirrten Augen und flatternden Flügeln
aus den Nestern vertrieben
Kaum nähern sie sich einem Nest
vertreibt sie in die Ferne wieder ein Steinwerfer
Ebenso wenn sie die Richtung ändern, um ihren Durst zu stillen
werden sie von Händen verscheucht
Das Leben lang in der Luft schwebend
Früchte und Wasser erblickend, die weit und doch nah erscheinen
Wenn das Paradies leer wäre
würden sie sich mit der Hoffnungslosigkeit und dem Vergessen trösten
Die Äste tragen aber reife Früchte
und der Fluss tritt über die Ufer
***
So wollen wir im Leben das Beste
dies ist jedoch ungreifbar
Und wollen wir im Leben das Glück
zwischen uns und unseren Wünschen liegt jedoch ein Entbehrungsdamm
Wir errichten ein Gebäude aus aufsteigender Hoffnung
doch die Axt des Lebens steckt in der Mauer
Wir verstreuen die Samen auf die Erde
doch die Zeit geizt mit dem gutmütigen Zeiger
Unter den Bäumen sind große mit ausgetrockneten Früchten
die keine Hände ernteten
Und ausreichendes Wasser, das auf der Erde austrocknet
das keine Lippen berührte
***
Wenn wir das Leben mit ehrlichen Augen betrachten
vergeht es gleich durch Hass und Widerwillen
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Wir leben es jedoch in Hoffnung
die entbrannte Gefühle mildert
Wenn Vermutungen aber falsch wären
so könnten manche für Leidende gut
Wir sollen von Hoffnung leben
oft durchbrach das Licht des Vollmonds den Schleier einer dunklen Wolke
Wir sollen von Hoffnung leben
oft brachte das Schicksal die Ehre nach lang andauernder Demütigung
So erhebt die Stimme des Gesangs etwas lauter
anstatt zu weinen ... ihr Vögel der Hoffnung
Birds of Hope
The birds of hope are calling in the darkness of night,
crying for the fading contentment,
With disconcerted eyes and flapping wings,
chased out of their nests.
Barely having reached a shelter,
they are already put to flight by a thrown stone.
Or even when altering direction in order to quench their thirst,
they are driven away by hands.
Soaring in the skies all their life,
they spy fruit and water, which appear close, yet are so far.
If paradise were empty,
they would console themselves with hopelessness and forgetting.
Branches, however, bare ripe fruit,
and rivers flow richly and over their banks.
***
We want the best in life,
yet it will remain ungraspable.
And we want luck in life,
yet there is an obstacle between us and such fulfilment.
We build a construction out of rising hope,
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with the axe of life embedded in the walls.
We scatter the seeds on the ground,
but time uses its leniency sparingly.
Amongst the trees you find tall ones with dried fruit,
without hands to harvest them.
And abundant water, which dries up on Earth,
without having touched lips.
***
When we regard life through honest eyes,
it comes to an end through hate and reluctance.
Yet we choose to live it in hope,
which appeases temperamental feelings.
If presumptions were erroneous,
they might be good for sufferers.
We should live on hope,
as the light of a full moon has often permeated the veil of a dark cloud.
We should live on hope,
as fate has often brought honour after a long endurance of humiliation.
Hence raise the voices of singing further
and do not cry, ye birds of hope.